Dr. Markus Große Ophoff, einer der führenden Experten auf dem Gebiet Green Meeting in Deutschland, über Kriterien, Konzepte und Locations.
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Dr. Markus Große Ophoff
eventsofa: In der Veranstaltungsbranche ist viel die Rede von Green Meetings und nachhaltigem Veranstalten. Wie sehen die Kriterien für Green Meetings aus? Gibt es hier einen einheitlichen Kriterienkatalog?
Dr. Markus Große Ophoff: Green Meetings werden als ein umfassender Ansatz zur Planung, Umsetzung, Dokumentation und Weiterentwicklung von umweltgerechten Veranstaltungen definiert, der alle für die umweltgerechte Durchführung der Veranstaltung relevanten Akteure, wie Mitarbeiter, Zulieferer, Dienstleister und Teilnehmer, einbezieht. Einen einheitlichen genormten Kriterienkatalog dafür gibt es nicht. Gute Hilfestellungen und Checklisten liegen aber beispielsweise in den Empfehlungen des Umweltbundesamtes vor.
eventsofa: Jedes Green Meeting beginnt mit einem nachhaltigen Veranstaltungskonzept. Wann ist ein solches Konzept tatsächlich nachhaltig?
Dr. Markus Große Ophoff: Nachhaltigkeit als absoluten Wert gibt es nicht. Aber man kann eine Veranstaltung möglichst nachhaltig durchführen. Die Latte für eine nachhaltige Veranstaltung wird dabei – entsprechend den technischen und organisatorischen Entwicklungen jedes Mal ein wenig höher liegen. Das ist genauso, wie mit einem Auto, das vor drei Jahren mit 130 g/l CO2 Emission noch recht nachhaltig war. Heute liegen die CO2 Emission für gute Fahrzeuge aber schon deutlich unter 100 g/l. Wünschenswert wäre natürlich noch viel weniger. Ein Veranstaltungskonzept ist dann nachhaltig, wenn man an allen relevanten Stellschrauben, wie Energieverbrauch bei Anreise und Gebäude, Catering, Ressourcenverbrauch, Naturverträglichkeit und einer Beschränkung auf das Sinnvolle, konsequent Optimierungspotentiale ermittelt und umsetzt. Möglichst sollte dies in einen Prozess einer ständigen Verbesserung einmünden und präzise und glaubwürdig kommuniziert werden.
eventsofa: Für eine nachhaltige Veranstaltung braucht man natürlich auch die richtige Veranstaltungsstätte. Viele Locations verfügen mittlerweile über ein entsprechendes Zertifikat. Gibt es für diese Zertifikate einheitliche Standards, die von den Veranstaltungsstätten eingehalten werden müssen? Kann ich mich als Veranstalter darauf verlassen, dass ich mit einer zertifizierten Location auch wirklich im “grünen Bereich” liege?
Dr. Markus Große Ophoff: Eine Zertifizierung – beispielsweise mit dem Green Globe – hat für die Location einige Vorteile. Durch den Prozess der Zertifizierung werden die Rahmenbedingungen und Abläufe im Unternehmen genau analysiert und optimiert. Man steigt in einen Prozess der ständigen Verbesserung ein. Häufig lernen die Verantwortlichen und Mitarbeiter durch die Zertifizierung auch viel über nachhaltige Veranstaltungskonzepte. Die zertifizierte Location kann damit deutlich kompetenter und glaubwürdig gegenüber ihren Kunden auftreten. Dieser Prozess und die erlernte Kompetenz sind die wichtigsten Faktoren einer Zertifizierung. Ob nun eine Location wirklich besser ist als eine andere, dafür bietet die Zertifizierung nur einen Anhaltspunkt.
eventsofa: Worauf sollten Veranstalter bei der Wahl des Veranstaltungsortes noch achten, abgesehen von innerbetrieblichen Umweltstandards?
Dr. Markus Große Ophoff: Besonders wichtig ist zunächst die Erreichbarkeit. Durch eine gute Wahl können die Umwelteinflüsse durch die Anreise minimiert werden. Dabei spielen sowohl die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln, als auch die Lage innerhalb des Einzugsbereiches der Zielgruppe eine Rolle. Weiterhin spielt der Energiestandard des Gebäudes, der in der Regel durch Aushang eines Energieausweises rechtlich verbindlich nachweisbar ist, eine große Rolle. Darüber hinaus kann man sehr schnell an Faktoren wie einem regionalen und saisonalen Catering teilweise auch in Bio-Qualität oder dem Einsatz von Recyclingpapier ernsthaft nachhaltig wirtschaftende Locations erkennen.
eventsofa: Wie schätzen Sie die Entwicklungen in der Veranstaltungsbranche in Bezug auf die Green Meeting Thematik ein?
Dr. Markus Große Ophoff: Green Meetings ist derzeit noch ein Nischenmarkt. Doch dieser Markt wächst schnell. Insbesondere viele große Firmen achten mehr und mehr auf nachhaltige Veranstaltungskonzepte. Das ist ja auch nur konsequent. Alle großen Industrieunternehmen haben mittlerweile für ihre Produktion Nachhaltigkeitskriterien verbindlich in die Produktentwicklung integriert. Wieso sollte man dann nicht auch an Veranstaltungsdienstleistungen entsprechende Anforderungen stellen. Dies gilt insbesondere, da dies auch von den Kunden – gerade in Deutschland – erwartet wird. Es macht daher Sinn sich um das Thema zu kümmern bevor man vom Mainstream überholt wird.
Zur Person:
Dr. Markus Große Ophoff ist fachlicher Leiter und Prokurist des Zentrums für Umweltkommunikation (ZUK) der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (BDU). Zudem ist er Lehrbeauftragter für Veranstaltungsmanagement und Business Events an der Hochschule Osnabrück.
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